Die digitale Transformation stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen, bietet aber auch innovative Lösungen. Insbesondere E-Sport und Gaming eröffnen spannende Möglichkeiten, um Fachkräfte zu gewinnen, die Arbeitgebermarke zu stärken und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.
Während diese Ansätze national und international weit verbreitet sind, hinkt Sachsen-Anhalt hier noch hinterher.
Um diese Lücke zu schließen, hat der Allgemeine Arbeitgeberverband der Wirtschaft für Sachsen-Anhalt e. V. (AVW) ein wegweisendes Projekt ins Leben gerufen.
Projekthintergrund: Strategie Sachsen-Anhalt Digital 2030
Das Projekt "Potenziale von E-Sport und Gaming als Teil der digitalen Welten für sachsen-anhaltinische Unternehmen erschließen und Digitalkompetenz stärken" ist ein Bestandteil der "Strategie Sachsen-Anhalt Digital 2030". Mit anteiliger Finanzierung durch das Ministerium für Infrastruktur und Digitales zielt es darauf ab, Unternehmen in Sachsen-Anhalt bei der digitalen Transformation zu unterstützen und die Region als zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort zu positionieren. Im Fokus steht dabei die strategische Nutzung von E-Sport und Gaming als innovative Instrumente zur Fachkräftesicherung, Mitarbeiterbindung und Standortwerbung.
Am Ende des Artikels finden Sie den Link zur Workshop-Dokumentation.
Ergebnisse der Umfrage: Potenziale von E-Sport in Unternehmen werden erkannt, bleiben bisher aber ungenutzt
Um den Status quo zu erfassen, wurde zu Beginn des Projektes eine umfassende Unternehmensbefragung in Sachsen-Anhalt durchgeführt, die durch gezielte Interviews ergänzt wurde. Die Ergebnisse zeigten eine überraschend hohe Aufgeschlossenheit gegenüber E-Sport und Gaming:
- 65,4% der befragten Unternehmen sehen ein hohes bis sehr hohes Potenzial für diese Bereiche.
- 69,2% der Befragten haben ein persönliches Interesse an Videospielen.
- 80,7% schätzen das Interesse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Games als mittel bis hoch ein.
Trotz dieser positiven Wahrnehmung sind bisher nur 26,9% der Unternehmen im Bereich E-Sport oder Videospiele aktiv. Als Haupthindernisse werden fehlendes Know-how (46,2%), mangelnde Akzeptanz bei den Führungskräften (50%) und der wahrgenommene Zeitaufwand (50%) identifiziert. Diese Diskrepanz zwischen erkanntem Potenzial und tatsächlicher Umsetzung unterstreicht die Notwendigkeit gezielter Unterstützung und Aufklärung.
Chancen für Unternehmen: E-Sport ist mehr als nur Unterhaltung
Wussten Sie, dass über 90 % der Jugendlichen in Deutschland regelmäßig Videospiele spielen? Diese zukünftigen Fachkräfte bringen wertvolle Fähigkeiten mit, die in der digitalen Arbeitswelt unerlässlich sind – wie Problemlösungsfähigkeiten, Teamarbeit und kreatives Denken. Studien belegen, dass diese Skills beim Gaming geschult werden und genau die Kompetenzen darstellen, die für zukünftige Arbeitsplätze im Umgang mit KI entscheidend sind. In einer Zeit, in der Automatisierung und künstliche Intelligenz zunehmen, sind diese Fähigkeiten unverzichtbar.
Die Analyse zeigt, dass E-Sport und Gaming weit mehr als nur Unterhaltung bieten. Sie eröffnen vielfältige Möglichkeiten, zentrale unternehmerische Herausforderungen anzugehen:
- Fachkräftesicherung: Moderne Gaming-Plattformen ermöglichen die gezielte Ansprache junger Talente.
- Mitarbeiterbindung: Interne Gaming-Events und -Zonen fördern den Teamgeist und eine innovative Unternehmenskultur.
- Employer Branding: Die Integration von E-Sport-Elementen positioniert Unternehmen als zukunftsorientierte Arbeitgeber.
- Marketing und Innovation: Gaming-basierte Kampagnen eröffnen neue Wege der Zielgruppenansprache.
- Regionale Vernetzung: Kooperationen mit lokalen E-Sport-Ligen oder Schulen stärken den Standort und fördern den Austausch.
Vom Potenzial zur Praxis: Interaktive E-Sport-Workshops mit Branchenexperten
Um die vielversprechenden Potenziale in die Praxis umzusetzen, bildeten interaktive Workshops das Herzstück des Projekts. In Halberstadt, Halle und Magdeburg trafen sich 33 Teilnehmer aus 24 Unternehmen mit einem erfahrenen Expertenteam:
- Martin Müller (ESBD): Experte für Breitensport-E-Sport
- Prof. Dr. Tobias Scholz (Universität Siegen): Spezialist für Academic Esports
- Gian Luca Vitale (metagame AI GmbH): HR-Transformationsexperte und semiprofessioneller E-Sportler
In diesen praxisorientierten Workshops erarbeiteten die Teilnehmer gemeinsam mit den Experten konkrete Strategien zur Integration von E-Sport und Gaming in ihre Unternehmensprozesse. Dieser kollaborative Ansatz ermöglichte es, unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen und alltagstaugliche Lösungen zu entwickeln, die direkt in den Unternehmen umgesetzt werden können.
Handlungsempfehlungen: Schrittweise Umsetzung in Unternehmen
Um das Potenzial von E-Sport und Gaming auszuschöpfen, empfiehlt das Projektteam ein schrittweises Vorgehen:
- Pilotprojekte starten: Kleine Initiativen wie interne Gaming-Wettbewerbe oder Social-Media-Kampagnen dienen als Testlauf und sammeln erste Erfahrungen.
- Netzwerke aufbauen: Kooperationen mit lokalen Gaming-Communities fördern den Austausch von Best Practices und stärken regionale Synergien.
- Wissenstransfer sicherstellen: Schulungen und Workshops helfen dabei, technisches Know-how aufzubauen und Mitarbeitende für die neuen Möglichkeiten zu sensibilisieren.
- HR-Strategien erweitern: Die Integration von Gaming in Recruiting-Maßnahmen oder Teambuilding-Aktivitäten stärkt die Arbeitgebermarke und spricht gezielt junge Talente an.
- Langfristig planen: Nachhaltige Geschäftsmodelle im Bereich E-Sport schaffen eine solide Basis für zukünftiges Wachstum und positionieren Unternehmen als innovative Player.
Konkrete Projektideen aus den Workshops:
Die Workshops brachten eine Reihe von kreativen und praxisnahen Ansätzen hervor:
- Corporate Influencer im Gaming-Bereich: Steigerung der Sichtbarkeit durch regionale Influencer, die gezielt Gaming-affine Zielgruppen ansprechen.
- Öffentliche Mitarbeiter-Wettbewerbe: Organisation von Events, die die Bekanntheit regionaler Unternehmen erhöhen und das Employer Branding stärken.
- Gaming-Zonen im Unternehmen: Einrichtung von „Zocker-Ecken“ in Pausenbereichen zur Förderung von Teambuilding und einer modernen Unternehmenskultur.
- Rekrutierung auf Gaming-Events: Teilnahme an regionalen Gaming- und E-Sport - Events zur gezielten Ansprache junger Talente in Sachsen-Anhalt.
- LAN-Partys und B2B-Netzwerkevents: Gaming-basierte Networking-Events für Unternehmer in Sachsen-Anhalt zur Förderung regionaler Geschäftsbeziehungen.
- Regionale E-Sport-Liga für Firmen und Schulen: Aufbau einer Liga, die lokale Unternehmen, Schulen und Bildungseinrichtungen vernetzt und die Region als Innovationsstandort stärkt.
Fazit: Mit E-Sport und Games die Zukunft im Unternehmen gestalten
E-Sport und Gaming bieten Unternehmen in Sachsen-Anhalt innovative Lösungen für zentrale Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Standortattraktivität. Durch die gezielte Integration dieser Elemente können Unternehmen nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern, sondern auch die wirtschaftliche Dynamik der gesamten Region fördern.
Die Workshops haben gezeigt, dass das Interesse und die Bereitschaft zur Umsetzung innovativer Gaming- und E-Sport-Konzepte in den Unternehmen groß sind. Nun gilt es, dieses Potenzial in konkrete Maßnahmen umzusetzen und Sachsen-Anhalt als zukunftsorientierten Wirtschaftsstandort zu etablieren.
Für detaillierte Informationen und konkrete Umsetzungsschritte empfehlen wir einen Blick in die Workshop-Dokumentation. Der AVW Sachsen-Anhalt ist bereit, Sie auf diesem Weg zu begleiten. Gemeinsam können wir mit innovativen Ansätzen die Zukunft der Unternehmen in Sachsen-Anhalt gestalten und die Region als Vorreiter der digitalen Transformation positionieren.